Streifzug durch die Geschichte der Bienenhaltung anlässlich des 100.jährigen Jubiläums des Schlitzerländer Bienenzüchtervereines
Die Bienen als ein Lebewesen, so wie wir es heute kennen ist bis in die Zeit vor ca. 150. Mio. Jahren nachgewiesen. Bernsteinfunde mit Einschlüssen von Bienen belegen dies eindeutig. Basis für ein solch langes fortbestehen ist deren soziale Lebensweise. Der „Bien“, das gesamte Bienenvolk ist als ein Lebewesen zu betrachten, da die Einzelbiene nicht fortbestehen könnte.
In der Frühzeit den Menschheit wussten die damaligen Jäger und Sammler schon die Bienen als Nahrungsquelle zu schätzen. Honig und Bienenbrut waren eine verhältnismäßig leicht zu sammelnde Nahrungsergänzung. Funde von Höhlenmalereien belegen dies eindeutig.
Auch in der griechischen Mythologie fand die Biene Einzug. Honigfunde als Grabbeigaben zeugen von dessen Wertschätzung bei unseren Vorfahren. So lassen sich aus den Honigfunden bei der Entdeckung des Keltenfürstes bei Glauberg durch die Pollenanalyse die weitreichenden Verbindungen der damaligen Zeit nachweisen. Von einer organisierten Bienenhaltung berichtet Vergil ca. 50 v.Chr. in seinem Vierten Gesang. Karl der Große widmet sich in seinen Anweisungen zur Waltung und Pflege seiner Landgüter auch der Bienenhaltung. Der Reichswald bei Nürnberg und das damit verbundene Zeidelwesen und dem Zeidlergericht sind ein bedeutender Marksein in unserer Geschichte. Letztendlich bemühte sich die Kirche und die damit verbunden Klöster um die Hege und Pflege der Bienen. Für sie war vor allem das Bienenwachs von großer Bedeutung. In einer Verordnung des Kloster Fulda aus dem Jahre 1765 werden all diejenigen, welche sich der Bienenzucht widmen, von der „Spatzenkopfabgabe“ befreit. Aus dem Bereich unseres Schlitzerlandes gibt es im Fuldaer Kloster eine Urbare aus dem 12. Jahrhundert in welcher über die Abgaben der Bevölkerung von Hartershausen zu lesen ist … Der erste Pächter pflügt 12 Morgen Land und verrichtet 6 Wochen Frondienst. Der zweite Pächter liefert 2 Schafböcke, 2 Faltenröcke und Wolle, der dritte einen Schafbock und 5 Faltenröcke, der vierte stellt die Netze für 6 Fischer, der fünfte ist Bodengänger, der sechste sammelt die Bienen im Wald und bewacht den Bienenstock, der siebte ist der Handwerker, der achte hat ….
Einem Bericht von Ernst Dechert vom 23.11.2003 im SB ist einiges über eine Prozessakte aus dem Jahr 1688 zu lesen, die sich mit Bienenschinderei (Honigraub) in Hutzdorf befast.
Im Jahr 1906 beginnt die Chronik des „Schlitzerländer Bienenzüchtervereines“. Zu lesen ist über die Gründung des Vereines im Jahr 1905 durch 6 Gründungsmitglieder, welche vornehmlich als Förster und Lehrer tätig waren. Die Protokolle der Vereinschronik geben über den gesamten Zeitraum ein Spiegelbild der Zeitgeschichte. In erster Linie bemühte sich der Verein von Anbeginn um Information und Weiterbildung seiner Mitglieder. Gesellige Veranstaltungen kamen ebenfalls nicht zu kurz. Zuckerbeschaffung für Bienenfutter war immer eine Aufgabe des Vereins. Die Honiggläser wurden ebenfalls beschafft. Ein Höhepunkt in den zwanziger Jahren war eine Ausstellung in der damaligen Turnhalle. Festprogramm und Gästeliste würden die Veranstaltung in der heutigen Zeit mit einem einmal Jährlich in Hessen stattfindenden Imkertag vergleichen lassen. Auch die Kriege gingen nicht spurlos an den Imkern vorbei. In der Zeit um 1940/41 hat der Verein über 130 Mitglieder und es werden fast 1.000 Bienenvölker im Schlitzerland gehalten. Sehr gute Unterstützung fand die Schlitzerländer Imkerschaft in der gräflichen Imkerei, die seinerzeit unter der Leitung einer Imkermeisterin stand. In den 70er und 80er Jahren hat es sich der Verein zu Aufgabe gemacht, flächendeckend alle Bienenvölker auf die sanftmütige Carnica-Rasse umzustellen. Ein wichtiges Hilfsmittel war die Belegstelle im Berngerod bei Rimbach. Auch heute wird sie noch genutzt, um den Schlitzerländer Imkern die Möglichkeit für gezielte Zucht einer sanftmütigen Biene zu geben. Im Jubiläumsjahr verzeichnet der Verein 45 Mitglieder, wovon sich 31 aktiv mit der Imkerei beschäftigen und ca. 320 Bienenvölker halten. Der Schlitzerländer Bienenzüchterverein hat sich für die Zukunft die Aufgabe gestellt, aktiv um die Bienenhaltung zu werben und sie zu fördern, denn Bienenhaltung ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur. Bienenhaltung ist unverzichtbar für den vielfältigen Fortbestand unserer Landschaft. Dabei darf man den Wert nicht allein am Erlös des Honigs messen. Der Wert der Bienenhaltung für eine Volkswirtschaft berechnet sich mit dem 15 fachen des Honigpreises. Wenn man den Großhandelseinkaufspreis zugrunde legt, stellen die Schlitzerländer Imker eine Wertschöpfung für die Allgemeinheit von ca. 350.000,– Euro dar. Albert Einstein sagte schon: Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch 4 Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr ….